Luxus: Das Außergewöhnliche im Altertum

Luxusobjekte, Dinge, geschaffen durch die Gier nach dem Außergewöhnlichen: Die Suche nach dem Extremen, die Abkehr vom kanonischen Menschenmaß inszenierte der Orient seit dem 3. Jahrtausend v. Chr. Inszenierungen des außergewöhnlichen Todes zeigte sich in den Königsgräbern von Ur ebenso wie in den Pyramiden Ägyptens und den Edelmetallhaufen in den Gräbern des Tals der Könige. Das Mausoleum von Halikarnassos, ein Weltwunder, wurde zum Maßstab für einige der Kaisergräber Roms.

Ephemere Schauspiel gehörten zu den Selbstinszenierungen der Herrscher: Extrem teure Prozessionen der griechischen Könige Ägyptens in Alexandrien, aufwendige Leichenzüge der Senatoren und Kaiser Roms, teure Spiele für das Volk in den Amphitheatern und Circusrennbahnen der Römer. Exzentrische Herrscher betonten ihre Luxuseskapaden: Festzelte und Palastschiffe (Ptolemaios IV., Caligula). Zu den prachtvollsten ephemeren Inszenierungen gehörten die Triumphzüge der Aristokraten Roms zwischen dem 3. und dem 1. Jahrhundert v. Chr.

Veränderungen gab es im Wohnbau: Augustus hinterließ an Stelle einer Stadt aus Ziegeln eine aus Marmor (Sueton, Augustus 28). Die Herrscherpaläste im Orient und im hellenistischen Osten hatten Einfluss auf Roms Geschmack. Die palastähnlichen Häuser römischer Senatoren veränderten wiederum den Wohnstil der einfachen Bürger: Nun begann auch der kleine Mann, Aristokratisches zu imitieren. Wandmalereien ersetzten Teppiche oder Gobelins und inszenierten eine Traumwelt. Kleine Figürchen als Gartendekoration imitierten königliche Gärten mit Statuenschmuck. Dem Haus als Palastimitation entsprach der neue Hang zu kostbarem Tafelgeschirr aus Silber, Bronze und Glas. Noch exklusiver waren Geräte und Gefäße aus Gold und Edelstein (Onyx, Chalzedon).

Dem hohen Anspruch der herrschenden Klasse Roms entsprach das Niveau bei Speisen und Getränken, in Kleidungsfragen, bei Parfums und Schmuck. Darüber hinaus galt ein Besitz aus möglichst vielen Sklaven als ein sozial herausragendes Zeichen. Umgekehrt galt als arm, wer sich nur einen oder gar keinen Diener leisten konnte. Zum luxuriösen Haus gehörten nicht allein kostbare Möbel, Mosaik und Wanddekorationen, sondern gerade auch technisch fortschrittliche Dinge wie Hypokaustheizungen, Versorgung mit fließendem Wasser, Springbrunnen im Garten, private Bäder und verglaste Fenster.

Der gewöhnliche Römer ging auf Reisen in der Regel zu Fuß. Die Oberschichten der Ritter und Senatoren konnten sich Bildungsreisen nach Griechenland leisten; man besuchte dort das klassische Athen und die Heiligtümer von Delphi und Olympia. Anziehungspunkte für den Kulturtourismus waren die Sieben Weltwunder in Griechenland und dem Osten, darunter die Pyramiden von Gizeh. Auf den Memnonskolossen beim oberägyptischen Theben haben Touristen ihre Graffiti hinterlassen – aber natürlich nur Reiche, die sich diesen Reiseluxus leisten konnten.