Bären am Sternenhimmel

Am Sternenhimmel der Nordhemisphäre stehen weit im Norden die zirkumpolaren Sternbilder, darunter die Große und die Kleine Bärin. Diese unsere Sternbildnamen gehen direkt auf die griechischen des Altertums zurück. In Griechenland kannte man die Große Bärin seit Homers Ilias, also seit den Jahren um 800 v. Chr. Bei den Griechen begegnen uns Sternbilder und Sternnamen schon in ihrer großen frühen Poesie, den Epen Homers und den Lehrgedichten Hesiods.

Homer erwähnt das den Nordhimmel beherrschende Bild der Bärin (Ursa Maior). Auf der Nordhalbkugel gibt es ebenso wie entsprechend auf der Südhalbkugel eine Gestirnzone um die Pole, welche immer sichtbar bleibt. Im Norden umfassen diese sog. Zirkumpolarsternbilder, die nie untergehen, die Sternbilder Cassiopeia und Cepheus, ferner Draco (Drache), Kleine Bärin (Ursa Minor) und Große Bärin (Ursa Maior). Von den zirkumpolaren Sternbildern war Homer tatsächlich nur die Große Bärin vertraut; bei ihm heißt sie einfach Bärin (Arktos). Die Benennung des Kleinen Bären (Ursa Minor) erfolgte erst später. Den alternativen Namen Wagen trug das Sternbild schon bei Homer.

Der Wagen als Sternbild war eine Schöpfung der mesopotamischen Astronomen in Babylon; dieses Sternbild muss im Orient populär gewesen sein: In Assur nennt eine Bauinschrift des Königs Sanherib (705-681) eines der Tore nach Norden das „Tor des Wagengestirns“. Den Römern waren anfangs weder Bär noch Wagen geläufig, sondern sie nannten in ihrer Frühzeit die Große Bärin Septentriones, die Sieben Dreschochsen. Anders die germanischen Völker des frühen Mittelalters: Sie nannten die Große Bärin wieder entweder schlicht den Wagen oder den Manneswagen als den Wagen Odins oder Thors.

In der mythographischen Literatur der Griechen wurden die beiden Bärinnen meist mit den Ammen des Zeuskindes auf Kreta identifiziert, die als Bärinnen an den Himmel versetzt wurden. Weniger erfolgreich waren Versuche, in den Bärinnen Figuren aus der Mythologie Arkadiens zu sehen.

Literatur: E. Künzl, Helden am Himmel. Astralmythen und Sternbilder des Altertums (Mainz: Nünnerich-Asmus Verlag & Media 2018) 1128 S. 105 Abb.