Der große Kunstraub

Kunstraub, ein Phänomen seit mehr als 3000 Jahren, begann im Orient im 2. Jahrtausend v. Chr.: die Assyrer raubten Obelisken in Ägypten, die Perser Skulpturen aus Athen.

Höhepunkte des Kunstraubes im Altertum waren Roms Siege über Griechen und andere Völker vom 3. bis zum 1. Jh. v. Chr. Gigantische Präsentationen in den Triumphzügen Roms zeigten dem Publikum Waffen, Statuen, Gemälde, Teppiche, Textilien, Edelmetallgefäße sowie immer wieder Gold und Silber. Die rivalisierenden Aristokraten der römischen Republik versuchten sich in den Siegesfeiern gegenseitig zu übertreffen.

Rom wurde durch die Stiftungen der Sieger zu einer immerwährenden Triumphstadt. Inschriften wie Kunstwerke in Tempeln und auf öffentlichen Plätzen erinnerten an die römischen Siege. Viele erbeutete Kunstwerke wurden in Rom den eigenen Göttern geweiht, sie erschienen damit in einem neuen Sinnzusammenhang. Der Tempelschatz aus Jerusalem mit dem siebenarmigen Leuchter wurde in Rom Teil des Heiligtums der Friedengöttin Pax.

Das spätantike Konstantinopel wurde als neue Reichshauptstadt ebenfalls systematisch mit Kunstwerken ausgestattet, diesmal aber mit solchen aus dem eigenen Reich. Ein neues Feld war die christliche Jagd nach Reliquien; sie begann in der römischen Spätantike und hatte ihren Höhepunkt im Mittelalter. Einige wenige Restitutionen durch Alexander den Großen und durch Kaiser Augustus waren politisch motiviert.

E. Künzl, Der große Kunstraub. Orient – Griechenland – Rom - Byzanz (Oppenheim am Rhein: Nünnerich-Asmus Verlag & Media 2019). 167 S. 102 Abb.