EKKEHARD WEBER  
Anmerkungen

1) Die einzige Quelle, die ausdrücklich diese Brücke als Werk des Apollodorus von Damaskus bezeugt, ist Prokop, de aedificiis 4, 6,11 ff.; durch ihn erfahren wir auch, daß diese Brücke (trotz der Wiederherstellung unter Konstantin, s.u.) nicht mehr bestand, sondern die Trümmer ein Schiffahrtshindernis bildeten. Daß es diese Brücke war, die Konstantin (wieder) errichten ließ, ist zwar nicht unwahrscheinlich, wird aber durch die antiken Quellen direkt nicht bezeugt; Chron.Pasch. z. J. 328; vgl. auch Aur.Vict. 41,15 und Epit. 41,13. Cassius Dio erwähnt weder Apollodorus bei der Beschreibung des Bauwerks (siehe Anm. 2), noch die Brücke unter dessen Werken in seinem Nachruf auf ihn; 69, 4,1.

2) Dio 68, 13,6; wie schon erwähnt, wird auch hier der Name des Apollodorus nicht genannt. Nichts könnte charakteristischer sein als der Kontrast zwischen den Beweggründen Trajans, diese Brücke zu errichten, und denen Hadrians, sie nur ja schnell wieder abbrechen zu lassen: ὁ μὲν γὰρ Τραιανὸς δείσας μή ποτε παγέντος τοῦ Ἴστρου πόλεμος τοῖς πέραν Ῥωμαίοις γένηται, ἐποίησε τὴν γέφυραν ἵνα αἱ ἐπιβασίαι ρᾳδίως δι´αὐτῆς διεξίωσιν. (jenseits der Donau lag aber mit der Provinz Dacia römisches Reichsgebiet !) Ἁδριανὸς δὲ τοὐναντίον φοβηθεὶς μὴ καὶ τοῖς βαρβάροις τοὺς φρουροὺς αὐτῆς βιαζομένοις ρᾳδία διάβασις ἐς τήν Μυσίαν ᾖ, ἀφεῖλε τὴν ἐπιπολῆς κατασκευήν.  - Wie man diesen ängstlichen, verschlossenen, eigensinnigen, mißtrauischen, rachsüchtigen, wehleidigen, kleinlichen, selbstgefälligen, dabei aber höchstens mittelmäßig intelligenten Päderasten, der beim Regierungsantritt alle vermeintlichen Konkurrenten liquidieren läßt und dann dem Senat treuherzig versichert, er werde es nie wieder tun, jemals zum (positiven) Haupthelden eines historischen Romans machen konnte, werde ich nie begreifen. Daß auch das Pantheon nicht ein Werk dieses kaiserlichen Dilettanten, sondern eben des Apollodorus ist (was wir eigentlich schon immer vermutet haben), hat Wolf-Dieter HEILMEYER, JDAI 90, 1975, 316-347 nachzuweisen versucht - auch wenn die "offizielle" Archäologie, wie ich zu meinem Bedauern inzwischen feststellen musste, ihm noch nicht so recht zu glauben scheint.

3) C. K(RAUSE), Lexikon der Alten Welt (Zürich-Stuttgart 1965) 211. Erna Diez hatte selbst wieder, in der ihr eigenen kryptischen Art, einen entsprechenden Hinweis von Balduin Saria (1893-1974, bis 1945 Professor für Altertumskunde und Epigraphik in Graz) erhalten.

4) Der Kleine Pauly I (1964) 440. Der Verfasser dieses - vom Erscheinungsjahr her Priorität verdienenden - Artikels ist immerhin Walter Hatto GROß.

5) So steht es übrigens auch unter dem Stichwort "Brücke" im Artemis-Lexikon (a.a.O. 507): "Trajans Truppen erbauten 104/105 n.Chr. nahe Drobeta die berühmte 1,1 km lange Donau-B. nach Plänen des -> Apollodor(5) v. Damaskus", was die Sache um eine enigmatische Nuance bereichert. Der Verfasser ist nämlich mit dem des Artikels ebd. in Spalte 211 (Anm. 3) identisch.

6) C(hristoph) HÖ(CKER), Der Neue Pauly I (1996) 861. Daß Apollodorus auch der Architekt des Pantheon ist, glaubt dieser Autor übrigens nicht, und das angegebene Literaturzitat Rolf BLATTER, Antike Welt 9, 1978, 59 f. bezieht sich auf den Athener Maler des 5.Jh v.Chr.

7) Auch die Warnungen des früheren österreichischen Außenministers Mock vor der explosiven Lage auf dem Balkan wurden im Westen jahrelang ignoriert. Nach einer dort weitverbreiteten Meinung umfaßt dieser ohnedies den gesamten Raum etwa östlich des Inn. Daß vor allem die Wiener zu Debrecen ein besonderes Nahverhältnis haben, weil diese Stadt namengebend für das würzigere Pendant zu den Frankfurtern (=Wienern) ist, paßt nur in dieses Bild.

8) Vgl. etwa Not.dign. Or. 42,6 oder CIL III 1579; lediglich die Tabula Peutingeriana VI 4 (oben) scheint mit Drubetis ein Pluralwort anzudeuten. Die sonstigen Belege für den Ortsnamen bei J(enõ) F(ITZ), Der Kleine Pauly 2 (1967) 164. Auch er erwähnt die Donaubrücke, doch wäre er als Ungar wohl kaum in Versuchung geraten, sie bei Debrecen zu suchen.

9) Es erübrigt sich der Hinweis, daß die große RE diesen Fehler natürlich nicht hat; (Ernst) FABRICIUS, RE 1 (1894) 2896 Nr. 73 und Suppl. 1 (1903) 108. - Trotz weiterer Nachsuche wurde allerdings nicht ganz klar, warum es zur Metathese Drobeta-Dobreta(e) und zur Identifizierung mit Debrecen gekommen ist - es sei denn, ersteres ist ein bloßes Versehen und die Identifizierung wurde dann aufgrund der entstandenen Ähnlichkeit, sozusagen nur nach Gefühl vorgenommen: Dobrete (auf der zweiten Silbe betont) -> Dobreze -> Debrece(n). Aber eigentlich können und wollen wir das nicht glauben.

10) Um Mißverständnisse zu vermeiden, weise ich darauf hin, daß es mir fern liegt, mich über Irrtümer von Fachkollegen lustig zu machen - auch ich selbst weiß mich gewiß nicht frei davon. Hier liegt aber eine mehrfache ungeprüfte Übernahme eines offenkundigen Unsinns vor, noch dazu in vielbenützten Fachlexika, sodaß es dringend geboten erscheint, auf dieses Versehen hinzuweisen. Bereits bei W(olfgang) PÜLHORN, archäologischer Kommentar zu Prokop, Bauten (München 1977) 448 findet sich diese Angabe wieder. Es ist ein Glück, daß Schulbücher sich für solche Dinge nicht mehr interessieren, sonst stünde es sicher dort auch schon.

11) Die sicheren Überreste bei Drobeta - Turnu Severin gehören daher, wie zum Teil bisher schon vermutet worden ist, zu der Donaubrücke Konstantins aus dem Jahr 328; vgl. dazu Anm. 1. Daß bei dieser Gelegenheit nie von einer Wiederherstellung, sondern nur allgemein von einem Brückenbau die Rede ist - hic (nämlich Konstantin, nicht etwa Apollodorus !) pontem in Danubio construxit, Epit. 41,14 und ähnlich auch sonst - fände auf diese Weise eine einleuchtende Erklärung.

12) Spuren solcher Arbeiten finden sich in diesem Zusammenhang tatsächlich in den Quellen, πῶς δ´οὐκ ἂν τὸν τρόπον ὃν ἕκαστα αὐτῶν ἔν τε ποταμῷ πολλῷ καὶ ἒν ὕδατι δινώδει δαπέδῳ τειλυώδει ἐγένετο, Dio 68, 13,2. Auch diese Angabe ist bisher offensichtlich falsch interpretiert worden.

13) Priscian, inst. Gramm. 6,13 (PETER, HRR II 117): Traianus in primo Dacicorum: inde Berzobim, deinde Aizi processimus.

14) Es liegt uns fern, diese Arbeit zur Spielwiese unbewiesener Spekulationen zu machen, doch darf nicht vergessen werden, daß auch die sonstigen Vermutungen bezüglich seines Sturzes und Todes unter Hadrian bei ernst zu nehmenden Forschern vielfach auf Skepsis stoßen.

15) Dio 69, 4,2. Damit ist auch klar, daß die oben entsprechend der communis opinio gegebene Übersetzung falsch sein muß. "Geh' und schreib' die Kürbisse auf", "verzeichne die Kürbisse" wäre eine richtigere Wiedergabe dieser unwirschen Aufforderung.

16) Árpád DOBÓ, Die Verwaltung der römischen Provinz Pannonien von Augustus bis Diocletianus (Amsterdam 1968) 43 f.

17) Vgl. auch HA Hadrian 11,1: laborabat praeterea (Hadrian) ... reditus provinciales solerter explorans (!), ut si alicubi quippiam deesset, expleret. Hier sind - unter anderem - offenkundig die Kürbisse gemeint. Diese Stelle wurde, soviel ich sehe, bisher zur Erklärung des schwer verständlichen Satzes bei Dio nicht herangezogen.

18) Sie paßt damit trefflich auch in seine sonstige Politik, mit den Maßnahmen seines Vorgängers zu brechen; vgl. etwa HA Hadrian 9,1-2: Inter haec tamen et multas provincias a Traiano adquisitas reliquit et theatrum, quod ille in campo Martio posuerat, contra omnium vota destruxit. Et haec quidem eo tristiora videbantur, quod omnia, quae displicere vidisset, Hadrianus mandata sibi ut faceret a Traiano esse simulabat. Also auch hier zeigt er eine durchaus eigenwillige Form der Zivilcourage.

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